Elektrische Antenne Mercedes-Benz W108 / W109 von Hirschmann (1971)
Nur noch eben das Radio testen!
(in diesem Fall ein Becker Europa in einem W109)
Einschaltknopf drehen, das Radio leuchtet, Lautsprecher knacken, lauter drehen, das Rauschen wird lauter, Frequenzknopf drehen, das Rauschen verändert sich leicht.
Es kommt aber keine Musik!
Kann ja auch nicht. Die Antenne fährt nicht aus.
Das muss gerichtet werden. Also erst mal das geschaltete Pluskabel für die Antennensteuerung finden. Das Kabel geht in unserem W109 aus der Verstärkerbox (Mittelkonsole unten) ab, Klemme 12V+ in unserem Fall ein weißes Kabel.
Am Verbindungsstecker im Kotflügel kommt das geschaltet Plussignal auch an. Allerdings ist auf dem Dauerplus des gleichen Verbindungssteckers keine Spannung.
Da ist bestimmt eine Sicherung durch. Aber alle Sicherungen im Innenraum (Fußraum links) sind in Ordnung.
Es gibt weitere Sicherungen im Motorraum an der Spritzwand auf der rechten Seite. Insgesamt vier Halter mit jeweils zwei Sicherungen. Die Sicherung der Antenne sitzt in der linken Box (immer in Fahrtrichtung ;-)
Die Sicherung ist tatsächlich defekt. Das ist nicht gut! Der offensichtliche Fehler ist zwar gefunden, aber eine Sicherung brennt nicht grundlos durch.
Also die Antenne raus und nachschauen.
Eine Sache fällt sofort auf. Der Mitnehmer für die Abschaltung in den Endpositionen ist zerbrochen und wird vom Führungsdraht nicht mehr mitgenommen. Der Mitnehmer ist für den Führungsdraht durchbohrt und deshalb bleibt wenig Material stehen. Das könnte man auch als Sollbruchstelle bezeichnen.
Mit einem Metallkleber aus dem Flugzeugbau und einem kleinen Ersatzblech haben wir den Mitnehmer wieder aufgebaut und die Bohrung für den Führungsdraht diesmal mit etwas mehr Restmaterial angebracht.
Die im Hintergrund sichtbare Korrosion wird natürlich überall entfernt.
Das sieht gut aus! Also Spannung an die Antenne anlegen und gespannt warten was passiert.
Es passiert nichts!
Auf der weiteren Suche fällt auf, das der Mittelkontakt der Schaltlogik für die Endabschaltung ebenfalls abgebrochen ist. Auch hier ist der Kontakt in einer Bohrung befestigt, die nur noch sehr wenig Material stehen lässt. Um an diesen Kontakt vernünftig heranzukommen muss der vordere Kontakt (der zur Gehäuseseite) herausgetrennt werden. Dieser ist, wie die anderen beiden Kontakte, in einen Kunststoffblock eingegossen. Mit einer dünnen Trennscheibe (z.B. Dremmel 0,64mm) überhalb des Kontaktes den Kunststoffblock auftrennen und den Kontakt vorsichtig herauslösen. Nun ist der mittlere Kontakt gut zugänglich. Das Material lässt sich gut löten, also ist dieser Schritt schnell erledigt.
Den vorderen Kontakt wieder einsetzten und mit Kunststoffkleber die vorher gefräste Nut versiegeln.
Spannung an die Antenne anlegen und gespannt sein.
Es passiert nichts!
Die weitere Suche ergibt, dass ein Anlegen der Schaltspannung (mittlerer Kontakt der Eingangsbuchse) keinerlei Bewegung am Umpolrelais erzeugt. Das Relais ist dafür zuständig, die Motorlaufrichtung beim Anlegen der Steuerspannung umzudrehen. Also den ganzen Antriebsblock ausbauen (sind nur zwei Schrauben) und das Relais prüfen. 42 Jahre haben in Sachen Korrosion ihre Spuren hinterlassen. Alles sauber und gängig machen und vor allem die Fläche des Zentralmagneten säubern, damit das Gegenstück wieder ordentlich angezogen wird.
Bei der Gelegenheit sollten auch die Flächen des Motorankers gereinigt werden. Die sind in der Regel ebenfalls für Korrosion anfällig.
Alles zusammenbauen, Spannung anlegen und warten was passiert.
Es funktioniert! Die Antenne fährt ein und aus. Auf die Abschaltpositionen in den beiden Endlagen achten. Der Mitnehmer für die Abschaltung in den Endpositionen muss in der richtigen Lage in die Führungsnut der Mitnehmerschnecke eingelegt werden und die Abschaltkontakte müssen entsprechen ausgerichtet werden.
Dann kann das Ganze eingebaut werden und der W109 hat wieder Radioempfang. Das heute gesendete Programm passt natürlich nicht so ganz zum Baujahr ;-)
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